Wer gelegentlich in der Kölner Innenstadt zu tun hat, dem sind sie garantiert schon mal aufgefallen – die Menschen, die als “Stimmen der Solidarität” seit einigen Jahren Mahnwachen abhalten, meist in der Nähe des Doms, um an das Schicksal der (in der Regel zu Unrecht und mit hanebüchenen “Begründungen”) politisch Inhaftierten in der Türkei zu erinnern. Eine von Ihnen ist die aus Süddeutschland stammende Journalistin und Übersetzerin Meşale Tolù, die vom 30. April bis zum 18. Dezember 2017 inhaftiert war, teilweise zusammen mit ihrem kleinen Sohn. In ihrem Bericht “Mein Sohn bleibt bei mir” (Rowohlt Polaris, Euro 12,99) erzählt sie auf so erschütternde wie informative Weise von ihrer Odyssee durchs derzeitige türkische “Rechts”-System, wie auch von den gesellschaftlichen und politischen Kontexten drumherum. Und davon, wie sehr es hilft, wenn Menschen auch im Ausland solidarisch sind – auch deshalb, weil sie damit Druck auf die Politik im eigenen Land machen, beharrlich zu intervenieren, so wie es bei Meşale Tolù (und anderen türkischen Inhaftierten) glücklicherweise der Fall war.
Aus diesem Buch wird Meşale Tolù am 25.September um 19 Uhr im Kölner Literaturhaus lesen; ich habe das Vergnügen, mit ihr zusammen als Moderator auf die Reise durch ihre Zeit im Gefängnis begleiten zu dürfen – aus sicherer Position des Lebens in einer rechtsstaatlichen Demokratie, die nicht nur so tut, als ob …
Die Lesung ist der Abschluss des “Festivals der Solidarität”, das die “Stimmen der Solidarität”-MacherInnen auf die Beine gestellt haben, um weiter und lauter für ihr Anliegen zu trommeln. Denn sie sind längst nicht am Ende mit ihren Mahnwachen, zigtausende politische Gefangene sind weiterhin in türkischen Gefängnissen eingesperrt, mit dabei auch immer noch solche, die wie Meşale Tolù über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügen. Corona-bedingt musste das Programm der Festivalwoche konzentriert und reduziert werden. Immerhin, zwei Veranstaltungen werden neben der Lesung noch stattfinden: Ein Theaterabend im Kulturbunker Köln-Mülheim am 22.9. ab 21 Uhr – und eine große Mahnwache, zu der am 23.9. um 18 Uhr auf dem Kölner Wallraffplatz neben diversen PolitikerInnen auch der Journalist und Schriftsteller Günther Wallraff erwartet wird.
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