In Italien ringt man um die Freilassung der im Iran verhafteten Journalistin Cecilia Sala. Die Islamische Republik wirft der 29-Jährigen vor, gegen die Mediengesetze im Land verstoßen zu haben. Es läuft ein diplomatisches Tauziehen um die Freilassung von Sala. Unterdessen sickern brutale Details zu ihrer Unterbringung im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran durch.
Verhaftet wurde Sala schon am 19. Dezember in der Hauptstadt Teheran. Das teilte das Kulturministerium des Iran selbst mit. Eigentlich wollte sie am Tag danach zurück nach Italien. Sala arbeitet für die Tageszeitung „Il Foglio“ und betreibt einen Podcast. Im Iran war sie mit einem Journalistenvisum ausgestattet. Sala, die auf Instagram mehr als 400.000 Follower hat, soll nach iranischen Medienquellen Kontakt zu jungen iranischen Frauen aufgenommen haben, die sich nicht an die islamischen Regeln, insbesondere die Kleiderordnung samt Kopftuchpflicht, halten. Bilder der Treffen soll sie dann gepostet haben.
Journalistin aus Italien im Iran verhaftet: Brutale Details zu Haft werden bekannt
Dafür wird Sala nun seit Tagen im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran festgehalten. Und dies unter offenbar brutalen Bedingungen. Mehrere Tage hatte es zuletzt kein Lebenszeichen der Journalistin gegeben. Am ersten Januar meldete sie sich dann via Telefon bei ihrer Familie, wie die Repubblica berichtet. Mehrfach bat sie dem Bericht nach um Hilfe: „Macht schnell“, wird sie zitiert. Demnach wird die 29-Jährige unter schlimmen Bedingungen festgehalten.
In der Zelle gibt es demnach kein Bett. Sala schläft mit zwei Decken auf dem nackten Boden. Seit knapp 14 Tagen befindet sie sich zudem in völliger Isolationshaft. Niemand außer den Wärtern hat Kontakt mit ihr. Lediglich die italienische Botschafterin Paola Amadei durfte sie für 30 Minuten besuchen. Dabei wurden die beiden Frauen gezwungen, Englisch zu sprechen, damit die Wachen ihr Gespräch verstehen konnten. Die Botschafterin brachte Sala demnach auch einen Beutel mit Hygieneartikeln, Kleidung und eine Augenmaske. Diese ist demnach essenziell: In den Isolationszellen des Gefängnisses wird dem Bericht nach die „weiße Folter“ angewendet. Dies bedeutet, dass das künstliche Licht permanent leuchtet. So wissen Häftlinge nicht mehr, ob Tag oder Nacht ist.
Italien bangt um Cecilia Sala: Spekulationen um wahren Iran-Plan hinter Verhaftung
Zudem darf Sala offenbar fast keine persönlichen Gegenstände in der Zelle haben. Dem Bericht nach sei ihr sogar ihre Brille abgenommen worden. Lediglich einen Haargummi habe sie erhalten. Zu Weihnachten habe sie Reis mit Hühnchen sowie sechs Datteln zu essen bekommen. Anschließend seien ihr Zigaretten angeboten worden. Laut dem iranischen Kulturministerium wird Sala von der italienischen Botschaft in Teheran konsularisch betreut und hat telefonischen Kontakt zu ihrer Familie in Italien. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni möchte nach eigenen Worten die Reporterin schnell nach Hause holen. Doch ein anderer Fall zeigt, dass es bis zur Freilassung noch dauern könnte. Eine andere italienische Journalistin, die dort festgehalten wurde, kam 2022 erst nach 45 Tagen Haft frei. Generell sind die iranischen Behörden gegenüber Medien, auch ausländischen, wenig tolerant. Der Iran ist auch dafür bekannt, ausländische Staatsbürger als Geiseln zu nehmen, um politische Forderungen durchzusetzen oder im Ausland inhaftierte Iraner freizupressen. Italienische Zeitungen spekulieren, dass auch dieser Fall mit einem iranischen Waffenschmuggler zusammenhängen könnte, der auf Ersuchen der USA in Mailand festgenommen wurde. Es gilt als möglich, dass Teheran mit der Verhaftung Salas nun Druck auf Rom ausüben wolle, damit der Iraner nicht an die USA ausgeliefert wird. (rjs/dpa)
Quelle: https://www.merkur.de/politik/cecilia-sala-iran-gefaengnis-haft-journalistin-news-aktuell-bedingungen-italien-zr-93494541.html