Mit einer einwöchigen Veranstaltungsreihe zum Internationalen Tag der Menschenrechte hat der Verein „Stimmen der Solidarität“ die Themen Wahrheit, Erinnerung und Gerechtigkeit ins Zentrum gesellschaftlicher Auseinandersetzung gerückt. Zwischen dem 5. und 12. Dezember fanden in Köln und dem Ruhrgebiet zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen, literarische Lesungen und Zeitzeugengespräche.
„Wahrheit, Erinnerung und Solidarität“
Die Menschenrechtswoche stand unter dem Titel „Wahrheit, Erinnerung und Solidarität“ und thematisierte insbesondere das Schicksal von Verschwundenen, die Einschränkung von Meinungsfreiheit sowie Identitäts- und Widerstandskämpfe. Zum Auftakt wurde der Dokumentarfilm „Dargeçit“ gezeigt, der sich mit der Verschleppung und dem Verschwindenlassen von sieben Menschen, darunter drei Kinder, im Jahr 1995 in der kurdischen Stadt Kerboran (tr. Dargeçit) befasst. Der Film, der in Köln, Dortmund, Leverkusen und Bochum vor rund 300 Zuschauer:innen gezeigt wurde, dokumentiert die jahrzehntelange Suche der Angehörigen nach Gerechtigkeit.
An den Vorführungen nahmen neben Regisseurin Berke Baş auch mehrere Angehörige der Verschwundenen sowie Vertreter:innen der Initiative der Samstagsmütter teil. Hazni Doğan, einer der betroffenen Angehörigen, der damals ebenfalls verschleppt worden war, erklärte bei der Veranstaltung: „Wir fordern Gerechtigkeit und Wahrheit, damit kein einziges Kind auf dieser Welt mehr zur Waise wird.“ Regisseurin Baş bedankte sich für die Solidarität und die intensive Resonanz: „Dass Familien sagen, dies sei ‚ihr Film‘, bedeutet uns sehr viel.“
In Dortmund stand am 10. Dezember – dem internationalen Tag der Menschenrechte – ein Panel zu Menschenrechtsverletzungen in Iran, Syrien und der Türkei auf dem Programm. Unter dem Titel „Menschenrechte unter Druck“ diskutierten Leyla Imret (DEM, Deutschlandvertretung), Mariam Claren (Hawar Help) und der Nahost-Experte Dr. Kamal Sido (Gesellschaft für bedrohte Völker) über Repression, Kriegsfolgen und Friedensperspektiven. Während Imret die politischen Entwicklungen im Nahen Osten als ein „Schachspiel auf dem Rücken der Zivilbevölkerung“ beschrieb, hob Claren die gesellschaftliche Hoffnung hervor, die durch die Proteste in Iran unter dem Motto „Jin, Jiyan, Azadî“ nach dem Tod von Jina Mahsa Amini entfacht wurde. Sido warnte vor den Risiken für Minderheiten in Syrien in der Post-Assad-Ära.
Lesungen und Buchvorstellungen
Ein weiterer Höhepunkt der Woche war die Begegnung mit dem kurdischen Schriftsteller Yavuz Ekinci, der in Dortmund und Köln aus seinem Roman „Die, deren Träume zerbrochen sind“ (Originaltitel: Rüyası Bölünenler) las. Das Buch war in der Türkei zeitweise verboten; ein Strafverfahren gegen Ekinci wurde kürzlich wegen Verjährung eingestellt. Die Moderation übernahm Çiler Fırtına, die Einführung hielt Georg Krautkrämer.
Im Essener Katakomben-Theater stellte die iranische Autorin und Menschenrechtsaktivistin Daniela Sepehri ihr Buch „Im Namen des Stiftes“ vor. Die Veranstaltung, moderiert von Said Boluri, thematisierte Geschlechtergerechtigkeit, Rassismus, politische Repression und individuelle Widerstandsformen. Gönül Eğlence, Landtagsabgeordnete in NRW, war ebenfalls unter den Gästen.
Die Abschlussreden der Menschenrechtswoche betonten die Rolle von Erinnerung und Gerechtigkeit für das kollektive Gedächtnis. Adil Demirci, Jürgen Weßling und Bianca Schmolze sprachen im Namen von „Stimmen der Solidarität“ und erinnerten daran, wie wichtig grenzüberschreitende Solidarität im Kampf für Menschenrechte sei.
Quelle: https://deutsch.anf-news.com/menschenrechte/woche-der-menschenrechte-in-nrw-im-zeichen-von-erinnerung-und-widerstand-49240














