Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Gäste,
Liebe Presseteilnehmerinnen,
heute ist ein besonderer Tag für unseren Verein „Stimmen der Solidarität-Mahnwache Köln“. Unser Verein erhält eine Würdigung für seine langjährige Solidaritätsarbeit.
ich freue mich sehr, heute hier vor Ihnen stehen zu dürfen, und möchte zunächst im Namen meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Verein Stimmen der Solidarität- Mahnwache Köln meinen herzlichsten Dank aussprechen.
Unser besonderer Dank gilt dem Stifter dieses Preises, Dr. Fritz Bilz, sowie Hans-Peter Killguss und Çiler Fırtına, die uns als Vorstand tatkräftig unterstützt haben. Auch dem Direktor des NS-Dok Zentrums, Dr. Henning Borgräfe und natürlich Mariam Claren, die mit ihrem Engagement dazu beigetragen haben, dass wir heute hier zusammenkommen. Danke Ihnen allen, und danke auch an jede und jeden Einzelnen von Ihnen, die hier sind, um diesen besonderen Moment mit uns zu teilen.
Dieser Preis ist für uns von großer Bedeutung. Er würdigt nicht nur unsere Arbeit, sondern gibt uns auch die Kraft und die Mittel, unsere Projekte weiter voranzutreiben. Unsere Arbeit ist oft kein leichter Weg, doch Solidarität braucht eine verlässliche Grundlage, die uns unterstützt und bestärkt.
Die finanzielle Unterstützung, die wir mit diesem Preis erhalten, wird direkt in unsere Solidaritätsarbeit mit den politischen Gefangenen fließen. Unser Verein ist rein ehrenamtlich tätig, und solche Beiträge sind eine wertvolle Hilfe für die Umsetzung unserer Projekte, wie etwa das „Festival der Solidarität“, das bereits seit drei Jahren unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeisterin Henriette Reker stattfindet.
Dieses Festival gibt politischen Gefangenen und ihren Familien eine Stimme und macht auf ihre Anliegen aufmerksam. Doch es ist viel mehr als ein Event: Es ist ein Zeichen des Zusammenhalts und der Hoffnung, die über nationale Grenzen hinweg reicht.
Neben dem Festival gehören auch unsere Postkarten-Aktion und die Mahnwachen zu unseren ständigen Aktivitäten. Durch diese Aktionen geben wir politischen Gefangenen und ihren Familien eine Stimme und schaffen einen Raum, in dem Betroffene zu Wort kommen und sich gegenseitig unterstützen und austauschen können.
Unser Verein ist aus einer sehr persönlichen Erfahrung heraus entstanden: Nach zehn Monaten willkürlicher Haft in der Türkei durfte ich zur Beerdigung meiner Mutter zurück nach Köln reisen. Fünf Jahre später forderte die türkische Staatsanwaltschaft in meinem Fall „Freispruch“ – Sie haben richtig gehört: die Staatsanwaltschaft selbst. Dieser Ausgang zeigt, wie willkürlich und oft haltlos politisch motivierte Verfahren in der Türkei ablaufen. Während meiner Inhaftierung hielten meine Familie, Freunde und Unterstützer insgesamt 62 Mahnwachen für mich ab.
Nach meiner Rückkehr beschlossen wir gemeinsam, einen Verein zu gründen, um die Solidaritätsarbeit auszuweiten. Es war uns klar, dass ich nicht der erste Fall war und leider auch nicht der letzte sein würde. So entstand unser Verein Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln mit großer Entschlossenheit und Freude daran, etwas zu bewirken.
In unserer Arbeit stoßen wir immer wieder auf neue Herausforderungen.
Ein Beispiel ist aktuell der Fall aus Euskirchen: Vor wenigen Wochen wurden dort drei Geschwister, deutsche Staatsbürger*innen mit kurdischem Hintergrund, in der Türkei verhaftet, nachdem sie ihre kranke Mutter besuchen wollten. Nun sind sie dort mit denselben Vorwürfen in Untersuchungshaft. Eine der drei Geschwister war hier im Kreis Euskirchen als Ratsmitglied für die Linke aktiv; unser Vereinsmitglied Sabine kennt sie aus der gemeinsamen politischen Arbeit vor Ort.
Auch heute sind hier Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, die ebenfalls in der Türkei festgenommen wurden oder unter Repressionen leiden. Ich möchte hier besonders Hozan Cane und ihre Tochter Dilan Örs, Mahmut Güneş aus Bochum, Hamide Akbayır aus Köln, Yüksel Wessling damals aus Bonn, Deniz Çokgül aus Wuppertal und natürlich Mariam Claren nennen. Diese Menschen sind in unserer Solidaritätsarbeit fest verankert, und ihre Geschichten zeigen uns, wie wichtig es ist, sich für die Rechte aller politisch Verfolgten einzusetzen und diese Arbeit kontinuierlich fortzusetzen.
Solidarität ist ein langer Weg, der viel Kraft und Entschlossenheit erfordert. Sie alle, die heute hier sind, sind Teil dieser Reise. Wir sind dankbar für jede Unterstützung, die es uns ermöglicht, unsere Arbeit fortzuführen und das Bewusstsein für die Situation politischer Gefangener zu schärfen.
Nochmals herzlichen Dank für Ihr Kommen und Ihre Unterstützung. Ich wünsche uns allen nun eine inspirierende Zeit und viel Freude mit der Musik von Serdar und Hozan Cane sowie angeregte Gespräche.
Vielen Dank!