Die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi musste aus dem Hafturlaub zurück ins Gefängnis. Auf der Plattform X schrieb ihre Tochter Mariam Claren am Donnerstag, dass ihre Mutter »willkürlich und ohne Grund« in die berüchtigte Evin-Haftanstalt in der Hauptstadt Teheran zurückbeordert wurde. Taghavi war im Januar wegen Gesundheitsproblemen überraschend Hafturlaub gewährt worden. Sie musste in dieser Zeit jedoch eine elektronische Fußfessel tragen und durfte sich nicht weiter als einen Kilometer von ihrem Apartment in Teheran wegbewegen, wie ihre Tochter damals erklärte.
Seit Oktober 2020 inhaftiert
Das Auswärtige Amt schrieb auf X, Taghavi gehöre in ärztliche Behandlung, nicht ins Gefängnis. »Die abrupte Beendigung des Hafturlaubs macht dies unmöglich. Wir verurteilen die Missachtung ihrer Gesundheit & setzen uns weiter ohne Unterlass für sie ein«, hieß es in dem Beitrag. Die Architektin Taghavi ist seit Oktober 2020 inhaftiert. Irans Justiz hatte sie laut ihrem Anwalt unter anderem wegen der »Leitung einer illegalen Gruppe« zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Taghavi ist eine von mehreren in Iran inhaftierten Deutschen. Dem Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd droht die Hinrichtung. Der Oppositionelle, der zuletzt jahrelang in den USA gelebt hatte, war laut Angaben seiner Familie im Sommer 2020 vom iranischen Geheimdienst in Dubai entführt worden. Seitdem sitzt der 68-Jährige in Iran im Gefängnis. Im Februar 2023 wurde er wegen Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt, Ende April bestätigte das Oberste Gericht das Urteil.
In der Islamischen Republik sitzen zudem zahlreiche andere Ausländer in Haft, darunter viele Doppelstaatler. Die iranische Staatsbürgerschaft kann nicht abgelegt werden. Menschenrechtler werfen der Islamischen Republik vor, Ausländer als Geiseln festzuhalten, um etwa im Ausland verurteilte iranische Funktionäre freizupressen. Teheran bestreitet dies.
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