Meşale Tolu, Hozan Canê, Gönül Dilan Örs. Hinter diesen Namen stehen viele Monate in türkischer Haft oder Hausarrest. Vom Leben in der Heimat Deutschland durch Ausreisesperren abgeschnitten. Drei Frauen, die ins Visier der türkischen Justiz gerieten.
Fälle wie ihre belasteten vor allem in den Jahren bis 2020 das ohnehin schwierige deutsch-türkische Verhältnis. Waren sie „menschliche Handelsware“ für den türkischen Präsidenten in seinem Kampf mit politischen Gegnern im In- und im Ausland? Der ehemalige deutsche Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, betreute mit Deniz Yücel, Peter Steudtner und Mesale Tolu die prominentesten deutschen politischen Gefangenen in der Türkei. Erdmann sagt, für die Deutschen in türkischer Haft sei nie ein Preis genannt worden. Doch sie waren regelmäßig Gegenstand politischer Gespräche und wurden so zu einer großen Belastung. In teils sehr widersprüchlichen Gerichtsverfahren kamen viele der Festgehaltenen nach und nach wieder frei. Die Türkei „wollte ein Problem, das man selber geschaffen hatte, wieder abräumen“, so Erdmann.
Die deutsche Journalistin Meşale Tolu, die wegen angeblicher Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation acht Monate in türkischer Untersuchungshaft verbrachte und 2018 nach Deutschland zurückkehrte, glaubt fest daran, dass ihr Fall „politisch motiviert war und auch politisch entschieden wurde“. Auch die deutsch-kurdische Sängerin Hozan Canê und ihre Tochter, die Kölner Sozialwissenschaftlerin Gönül Dilan Örs, wurden jahrelang in der Türkei festgehalten, auch ihnen wurde Terrorunterstützung vorgeworfen. „Wie kann man einem Menschen so etwas antun? Dass man zwei Jahre aus dem Leben dieses Menschen einfach wegradiert?“, so die 38-Jährige. Auch Gönül Dilan Örs und ihre Mutter sind inzwischen wieder zurück in Deutschland und versuchen, an ihr altes Leben anzuknüpfen, doch Dutzende andere Deutsche werden nach wie vor in der Türkei festgehalten. Festgehalten in einem Land, in dem Richter politische Urteile fällen, im Sinne des Präsidenten, der jede Form von Opposition bekämpft.
ZDF-Korrespondent Jörg Brase hat die drei Frauen für auslandsjournal – die doku jahrelang begleitet. Der Film zeigt die Auswirkungen dieser als willkürlich empfundenen Verfahren auf das Leben der Betroffenen. Sie berichten von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit bis hin zu Selbstmordgedanken, aber auch von der Sehnsucht, wieder nach Hause zu kommen und der Freude, als es endlich auf die Heimreise geht. „Ich empfinde keinen Hass,“ sagt Gönül Örs, „aber man hat mir zwei Jahre meines Lebens gestohlen.“
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