In Köln fand vor dem Hauptbahnhof die 133. Mahnwache statt, organisiert vom Verein Stimmen der Solidarität (Stimmen der Solidarität). Im Mittelpunkt standen die schweren Menschenrechtsverletzungen in türkischen Gefängnissen – insbesondere gegenüber kranken Gefangenen, Journalistinnen, Politikerinnen und Aktivist*innen. In der Rede von unserem Vorstandsmitglied Naciye Alpay wurde darauf hingewiesen, dass laut der Menschenrechtsorganisation IHD in der Türkei derzeit mindestens 1.412 kranke Gefangene inhaftiert sind – davon 335 in einem kritischen Zustand. Die Teilnehmer*innen forderten sofortige medizinische Versorgung und die Freilassung schwer kranker Häftlinge.
Gefangene Studierende, Journalistinnen und Politikerinnen im Fokus
Besondere Aufmerksamkeit galt der Studentin Esila Ayık, den politischen Gefangenen Soydan Akay und İsmail Yılmaz sowie dem schwedischen Journalisten Joakim Medin. Esila Ayık (22) leidet an einer Nierenerkrankung und studiert Fotografie an der Akademie der Schönen Künste in Gent, Belgien. Sie wurde am 8. April in Kadıköy bei einer Solidaritätsveranstaltung festgenommen, weil sie ein Banner mit der Aufschrift „Diktator Erdoğan“ hochhielt. Kurz darauf wurde sie inhaftiert.
Auch der in der Türkei inhaftierte schwedische Journalist Joakim Medin ist mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Laut seiner Zeitung Dagens ETC wird ihm „Beleidigung des Präsidenten“ sowie „terroristische Straftaten“ vorgeworfen. Ihm drohen bis zu zwölf Jahre Haft.
Unterstützung für verfolgte Bürgermeisterinnen, Abgeordnete und Aktivistinnen
Die Rednerinnen erinnerten zudem an die Inhaftierung von İstanbuls Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu sowie mehrere Menschen aus der Stadtverwaltung. Auch die ehemaligen HDP-Vorsitzenden Figen Yüksekdağ und Selahattin Demirtaş, zahlreiche Oppositionsabgeordnete und Bürgermeister*innen wurden erwähnt, die aufgrund ihrer politischen Haltung seit 2016 inhaftiert sind.
Nicht zuletzt wurde auf die Situation der Aktivisten wie z.B. Nihat Göktaş und Hüseyin İldan hingewiesen, die vor paar Tagen verhaftet wurden, weil sie ihre Solidarität mit politischen Gefangenen zum Ausdruck gebracht hatten.