Festival der Solidarität“ in Köln-Ehrenfeld bietet eine Plattform für Betroffene politischer Verfolgung und Menschenrechtsaktivisten.
Regelmäßig war Adil Demirci in die Türkei gereist, hatte dort auch mal politische Veranstaltungen besucht. Als er 2018 bei seiner Großmutter zu Gast war, passierte es: „Am Tag vor meiner Abreise wurde die Wohnung durchsucht, ich kam ins Hochsicherheitsgefängnis und wurde erst zehn Monate später wieder entlassen“, erzählt der Sozialwissenschaftler. In seiner Heimatstadt Köln gründete sich nach der Inhaftierung der Solidaritätskreis „Freiheit für Adil Demirci“, aus dem 2019 der Verein „Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln“ entstand. Sein Vorsitzender ist Adil Demirci.
„Festival der Solidarität“: Menschenrechtssituation in der Türkei und im Iran
Am Freitag und Samstag, 27. und 28. September, veranstaltet der Verein sein fünftes „Festival der Solidarität“ im Ehrenfelder Bürgerzentrum. Um die Menschenrechtssituation und die zahlreichen willkürlich inhaftierten Journalistinnen, Akademiker oder Oppositionellen in der Türkei und im Iran soll es gehen, der Verein möchte eine Plattform bieten für Betroffene, Angehörige und ehrenamtliche Menschenrechtsaktivisten.Mit zwei Podiumsdiskussionen etwa am Samstag um 14 und um 18 Uhr, die sich den Themen „Das Verschwindenlassen und die politischen Morde in der Türkei“ beziehungsweise „Die Verfolgung der Oppositionellen und die Rolle der EU“ widmen. Die Teilnehmer sind Angehörige der Opfer, Politiker, Anwälte und Journalisten.
„Festival der Solidarität“ in Ehrenfeld: Bethe-Stiftung verdoppelt Spenden
Zusätzlich wird am Freitag um 16 Uhr die Fotoausstellung „Erdbeben“ eröffnet, bei der es um Naturkatastrophen, aber auch Versäumnisse der Stadtplaner geht. Danach beginnt um 20 Uhr ein Konzert mit Can Leman und seiner Band sowie „Jupiya“ aus Genf. Rund 12.000 Euro kostet das Festival, es wird über Spenden finanziert.Unterstützung kommt unter anderem von der Stadt und der Bethe-Stiftung, die bis zu einer Summe von 5000 Euro jede bis zum 27. September eingehende Spende verdoppelt. „Überzeugt hat uns vor allem das differenzierte Konzept des Vereins, der immer wieder auf konkrete Einzelfälle aufmerksam macht“, sagt Klaus Orth von der Bethel-Stiftung. Denn die Opfer, von denen viele aus Köln stammen, erhalten auf den Mahnwachen, die an jedem ersten Mittwoch im Monat um 18 Uhr vor dem Hauptbahnhof stattfinden, und auf den sonstigen Veranstaltungen ein Gesicht. Ihr persönliches Schicksal wird in Postkartenaktionen und in Gesprächen mit Politikern auf kommunaler sowie auf Landes- und Bundesebene konkret angesprochen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. „Der Verein stellt auch Kontakte zwischen Angehörigen und Botschaften oder Konsulaten her“, berichtet Ehrenmitglied Anke Brunn.„Natürlich werden wir immer wieder darauf hingewiesen, dass es noch viele andere Staaten gibt, in denen die Menschenrechte missachtet werden“, sagt der zweite Vorsitzende Georg Krautkrämer. „Aber irgendwo muss man anfangen.“
Ein Artikel von Hans-Willi Hermans:
Link: https://www.ksta.de/koeln/ehrenfeld/ehrenfeld/koeln-fuenftes-festival-der-solidaritaet-in-ehrenfeld-829090